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  Schutz für die Knochen in jedem Alter
Artikel vom: 2006-09-21
 
  Das Skelett soll ein Leben lang seine stützende Funktion behalten. Dabei helfen können eine „knochenfreundliche“ Lebensweise mit ausreichend körperlicher Aktivität und einer ausgewogenen Ernährung  
  Kindheit: Springen und Toben schafft ein stabiles Fundament

„Osteoporose ist eine Kinderkrankheit, die sich erst im Alter zeigt“, wissen Ärzte. Der Hintergrund: In jungen Jahren wird der Grundstein für starke Knochen gelegt. Je größer das aufgebaute Polster ist, desto weniger gefährdet der unvermeidliche Substanzverlust im Alter die Stabilität des Skeletts. Wenn Kinder toben, springen und laufen, regt die Beanspruchung das Knochenwachstum an. Druck und Zug bewirken, dass neues Material in den Knochen eingebaut wird. Doch ein Kinderleben zwischen Schulbank und Computer bietet nicht genug solcher Belastungsreize. Experte Helmut Minne macht gesellschaftliche Fehler aus: „Dem Turnunterricht an den Schulen müsste ein größerer Stellenwert eingeräumt werden.“

Belege für die knochenaufbauenden Effekte von Sport und Bewegung gibt es viele. So zeigt beispielsweise eine finnische Studie, dass sportliche junge Mädchen bis zu 40 Prozent mehr Knochenmasse besitzen als ihre trägen Altersgenossinnen. Viel Bewegung beugt zudem auch Übergewicht vor. Dicke Kinder, das belegen Untersuchungen, haben eine geringere Knochenmasse. „Auf den Schulhof gehören Milch und Milchprodukte anstatt Cola“, lautet eine weitere Forderung Minnes. Der weiße Trank ist ein ausgezeichneter Lieferant von Kalzium. Für ein starkes Skelett brauchen Kinder ständig Nachschub von diesem entscheidenden Baustoff. Ungünstig wirkt sich bei Jungen und Mädchen eine verspätete Pubertät auf den Knochenstoffwechsel aus – ein Faktor, der sich allerdings nicht beeinflussen lässt.

Jugendliche:Viel bewegen anstatt mit Diäten quälen

Ein positives Körperbild, weg vom allgegenwärtigen Schlankheitswahn – das wünschen sich nicht nur Psychotherapeuten und Ärzte, die essgestörte Jugendliche betreuen, sondern auch Knochenspezialisten. Mangelernährung und häufige Diäten verhindern die optimale Versorgung des Knochens mit Nährstoffen. Magersucht lässt zudem oft die Produktion des knochenschützenden Hormons Östrogen versiegen; die Monatsblutung bleibt dann aus. Besonders folgenschwer ist es, wenn in dieser für den Knochenaufbau wichtigen Phase weitere Risikofaktoren dazukommen, etwa Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum. Teens und Twens, die Sport treiben, egal ob Volley- oder Fußball, Tanzen oder Inline- Skaten, profitieren nicht nur durch ein besseres Lebensgefühl, sondern legen die Basis für stabile Knochen. „Was Sportverbände bei Kindern und Jugendlichen leisten“, findet Minne, „ist gar nicht positiv genug zu bewerten.“

Erwachsene: Mit Kalzium, Sport und Sonnenlicht die Verluste gering halten

Bei den meisten Menschen erreicht das Skelett mit Mitte zwanzig sein Maximum an Dichte und Stärke. Über wenige Jahre bleibt diese so genannte Spitzen-Knochenmasse erhalten. Bereits im vierten Lebensjahrzehnt verliert das Skelett pro Jahr etwa ein Prozent seiner Substanz. Wenn bei Frauen in den Wechseljahren die Östrogenproduktion versiegt, kann der Verlust an Knochenmasse ein dramatisches, krankhaftes Ausmaß annehmen. Jede zweite Frau über 50 muss mit einem Knochenbruch rechnen. „Aber sie können durch eine knochenfreundliche Lebensweise selbst etwas dagegen tun“, betont Dr. Jutta Semler, Chefärztin der Knochenstoffwechselabteilung im Immanuel-Krankenhaus in Berlin und Vorsitzende des Kuratoriums Knochengesundheit e. V. Dazu gehört eine kalziumreiche Ernährung, die ab den Wechseljahren täglich 1200 bis 1500 Milligramm liefern sollte. 1000 Milligramm sind zum Beispiel in einem viertel Liter Milch plus zwei Scheiben Emmentaler enthalten. Den wertvollen Knochenbaustoff liefern auch kalziumhaltiges Mineralwasser, Kräuter und grünes Gemüse, etwa Grünkohl, Brokkoli oder Lauch. Vitamin D sorgt dafür, dass sich der Körper genug Kalzium aus der Nahrung holt. Mit Hilfe von Sonnenlicht kann der Organismus diesen Wirkstoff aus einer Vorstufe selbst herstellen. Dafür sollten wir uns täglich mindestens eine halbe Stunde bei Tageslicht im Freien aufhalten. Wer zudem zweimal in der Woche Seefisch verspeist, deckt den Vitamin- D-Bedarf leichter. Wenn Sie keinen Fisch mögen, können Sie auch ein Präparat aus der Apotheke einnehmen, das Kalzium in Kombination mit Vitamin D enthält.

„Ebenso wichtig ist regelmäßige körperliche Aktivität, die Fitness-, Koordinations- und Muskelaufbautraining umfasst“, sagt die Knochenspezialistin. Mindestens zweimal in der Woche sollten Muskeln und Knochen kräftige Reize erhalten. Negativ können sich dagegen Untergewicht, Rauchen und übermäßiger Alkoholgenuss auswirken. Bei Frauen, die mehrere Risikofaktoren für eine Osteoporose aufweisen kann eine Knochendichtemessung sinnvoll sein. Örtlich begrenzte, heftige und anhaltende Rückenschmerzen deuten möglicherweise auf einen Wirbelbruch hin. „Kommt es zu einer langsamen Kriechverformung eines Wirbelkörpers, kann ein Bruch auch unbemerkt bleiben“, erläutert Semler. Anzeichen sind unter anderem, wenn jemand mehrere Zentimeter kleiner wird oder die Haut am Rücken Falten wirft – Experten sprechen vom Tannenbaumphänomen.

Doch auch jeder dritte Mann über 50 muss mit einem Knochenbruch rechnen. Bis sich das schleichende Leiden so bemerkbar macht, vergehen bei Männern zwar meist mehr Jahre als bei Frauen, doch die Folgen sind bei Männern oft dramatischer. „Ein Oberschenkelhalsbruch im Alter verkürzt die verbleibende Lebenszeit im Durchschnitt um sieben Jahre“, weiß Minne. „Männer werden in der Regel mit einem Bruch weniger gut fertig als Frauen.“ Die frühzeitige Diagnose und Behandlung soll einen ersten Knochenbruch verhindern. Denn dieser, sagt Minne, ist selbst ein Risikofaktor: „Nach dem ersten Wirbelbruch wird ein Patient mit 20-prozentiger Sicherheit in den folgenden zwölf Monaten den nächsten erleiden.“ Mehrere Wirbelbrüche führen zu erheblichen Einschränkungen im Alltag. „Viele Patienten können danach keinen Staubsauger mehr durch die Wohnung ziehen“, weiß Minne aus der Praxis.

Zur Kräftigung der Knochen und zur Senkung des Bruchrisikos gibt es unterschiedliche Medikamente. Dazu gehören unter anderem die so genannten Bisphosphonate, welche den Knochenabbau hemmen. Raloxifen wirkt auf die Östrogen-Bindungsstellen im Knochen und kann speziell Frauen nach den Wechseljahren helfen. Dazu kommen die neuen Wirkstoffe Teriparatid und Strontium-Ranelat. Eine Hormontherapie wird heute wegen möglicher gravierender Nebenwirkungen nur noch in wenigen Ausnahmefällen empfohlen.

Ältere Personen: Beweglich bleiben und sich vor Stürzen schützen

Alte Menschen haben ein zusätzliches Problem: Die Gefahr von Stürzen ist erhöht. Wenn Muskelkraft und Gelenkigkeit nachlassen, Hör- und Sehkraft schwinden und das Reaktionsvermögen vermindert ist, steigt das Risiko zu stolpern – und die Stürze lassen sich schlechter abfangen. Viele alte Menschen sind mit Vitamin D unterversorgt. Wenn sie nur selten das Haus verlassen, bekommt ihr Körper zu wenig Sonnenlicht. Ohnehin lässt im Lauf der Jahre die Fähigkeit des Organismus nach, diesen Wirkstoff herzustellen.

Ernährungsmängel tun ein Übriges. Das schwächt auch die Muskeln. Studien zufolge kann eine gute Versorgung mit Vitamin D das Sturzrisiko halbieren. Ältere Menschen, die regelmäßig Muskeln, Kreislauf und Koordination trainieren, bewegen sich sicherer und fallen deutlich seltener hin als Untrainierte. Auch die Beseitigung von Stolperfallen reduziert die Gefahr von Stürzen; dazu zählen etwa hochstehende Teppichkanten oder herumliegende Kabel. Für Trittsicherheit sorgen festes Schuhwerk sowie eine gute Beleuchtung in Wohnung und Treppenhaus. Besondere Vorsicht ist im Winter bei Eis und Schnee geboten.

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